Kurzzusammenfassung
Die bildgebende Diagnostik ist das medizinische Gebiet mit der häufigsten Fehlergenese. [Richter-Kuhlmann, 2022] Dabei wird in den ersten Jahren der Weiterbildung die höchste Rate an diagnostischen, therapeutischen und kommunikativen Fehlern beobachtet. [Lewis, 2014] Die multifaktorielle Fehlergenese und das Fehlen einer einheitlichen Fehlerklassifikation erschweren den Aufbau und das Praktizieren einer konstruktiven Fehlerkultur. [Ross, 2008] Dabei wird von radiologischen Weiterbildungsassistent:innen über eine subjektiv geringe Kompetenz im Umgang mit begangenen Fehlern sowie der Entwicklung von Fehlervermeidungsstrategien berichtet. [Lamoureux, 2023]
Die Autoren schlagen folgende strukturierte Fehlerklassifikation vor:
1. Typ:
a) Untersuchungsfehler: Unterlassung einer indizierten Untersuchung vs. Durchführung einer nicht-indizierten Untersuchung.
b) Modalitätsfehler: Wahl einer nicht dedizierten Modalität für eine indizierte Untersuchung.
c) Diagnostikfehler: Falsch negative Diagnose eines bestehenden Krankheitsbildes vs. falsch positive Diagnose eines nicht bestehenden Krankheitsbildes.
d) Kommunikationsfehler: Fehlende oder falsche Kommunikation unter ärztlichem Personal, zwischen ärztlichen Personal und Patient:innen, sowie zwischen ärztlichem Personal und nicht-ärztlichem medizinischen Personal.
2: Risiko
a) rot: direkter Schaden am Patienten (Beispiel: Ausbleiben einer lebensbedrohlichen Diagnose)
b) gelb: indirekter Schaden am Patienten (Beispiel: Durchführung einer nicht indizierten Untersuchung mit Anwendung ionisierender Strahlung)
c) grün: kein Schaden am Patienten (Beispiel: Durchführung einer nicht indizierten Untersuchung ohne Anwendung ionisierender Strahlung)
d) blau: sonstige Schäden (Beispiel: Überflüssiger Materialverbrauch)
Lernziele
1. Heuristische Klassifikation verschiedener Fehlertypen.
2. Skalierung des Fehlerrisikos nach Farbschema.
3. Entwicklung von Strategien zur Fehlervermeidung im frühen Weiterbildungsstadium.