Einleitung
Atraumatische Schmerzen des Skelettsystems umfassen eine Vielzahl von Differentialdiagnosen, zu denen auch das solitäre Plasmozytom des Knochens (SBP) zählt, das mit einer Inzidenz von 0,15/100.000 sehr selten ist (1). Die Diagnosekriterien umfassen den Nachweis klonaler Plasmazellen, einen klonalen Plasmazellanteil <10%, das Ausbleiben weiterer Skelettmanifestationen sowie fehlende Endorganschäden (2).
Anamnese
Eine 50-jährige Patientin stellte sich mit einer seit ca. drei Monaten bestehenden, schmerzhaften Schwellung des rechten Oberarmes vor. Im Röntgen des Humerus zeigte sich eine diametaphysäre, lytische Läsion mit fortgeschrittener Kortikalisdestruktion sowie geringer Periostreaktion. In der MRT war die Läsion makrolobuliert mit deutlicher Kontrastmittelanreicherung. Nach Ausschluss weiterer Manifestationen mittels Ganzkörper-CT und in Zusammenschau mit der Pathologie wurde ein solitäres Plasmozytom des Knochens diagnostiziert. Es erfolgte eine perkutane Radiatio in kurativer Intention, die bis dato zur Krankheitskontrolle ohne die Notwendigkeit weiterer Therapien führte.
Diskussion
Symptomatische Osteolysen können in jedem Lebensalter auftreten. Während bei Kindern Osteomyelitiden und primäre Knochentumoren im Vordergrund stehen, sind Metastasen oder das Multiple Myelom die häufigsten Ätiologien bei Erwachsenen. Sollten jedoch weder ein Primarius noch weitere Manifestationen gefunden werden, ist an einen primären Knochentumor zu denken. Beim SBP obliegt der Radiologie neben der Einschätzung des Primärbefundes die besondere Aufgabe des Ausschlusses weiterer Läsionen in Ganzkörper-Untersuchungen. Denn trotz Therapie entwickeln 65-84% aller Patienten mit SBP ein Multiples Myelom und weisen eine Mortalität von 52% in 10 Jahren auf (3). Dies unterstreicht die Wichtigkeit der korrekten radiologischen Primärdiagnostik, um Betroffenen die richtige Therapie zur richtigen Zeit zukommen zu lassen.
Quellen
1. Dores GM, Landgren O, McGlynn KA, Curtis RE, Linet MS, Devesa SS. Plasmacytoma of bone, extramedullary plasmacytoma, and multiple myeloma: incidence and survival in the United States, 1992–2004. Br J Haematol. 2009 Jan 9;144(1):86–94.
2. Hillengass J, Usmani S, Rajkumar SV, Durie BGM, Mateos MV, Lonial S, et al. International myeloma working group consensus recommendations on imaging in monoclonal plasma cell disorders. Lancet Oncol. 2019 Jun;20(6):e302–12.
3. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) oder Multiplem Myelom, Langversion 1.0., 2022, AWMF-Registernummer: 018/035OL https://www. leitlinienprogramm-onkologie-de/leitlinien/multiples-myelom/. (Zugriff am 22.10.2023)