Einleitung
Akute Oberbauchbeschwerden insbesondere bei jungen Patienten stellen ein weit verbreitetes, jedoch unspezifisches Symptom in der Gastro- und Abdominaldiagnostik dar. Bezüglich unseres vorliegenden Falls eines Trichobezoars finden sich nur wenige dokumentierte Literaturreferenzen [1-3], nicht zuletzt aufgrund der generellen Seltenheit dieses psychopathologischen Phänomens und der erschwerten Diagnostik.
Anamnese
Eine jugendliche Patientin stellte sich mit hausärztlicher Überweisung in unserer radiologischen Praxis mit Oberbauchbeschwerden, Inappetenz sowie rezidivierer Übelkeit und Erbrechen vor.
Zur Diagnostik erfolgte eine MRT-Sellink Untersuchung bei 1,5 T.
Es stellte sich eine sehr große, das gesamte Magenlumen ausfüllende T1w- und T2w hypointense Raumforderung dar mit einer Ausdehnung von ca 30 cm kraniokaudal und ca 5 cm Durchmesser ohne Diffusionsstörung oder Kontrastmittelanreicherung. Trotz der raumfordernden Komponente mit Verdrängung der übrigen Oberbauchstrukturen zeigte sich kein Ileusbild oder weitere Komplikationszeichen. In der anschließenden Befundbesprechung wurde eine Essstörung mit u.a. auch Trichophagie erörtert, jedoch wurde dies innerhalb der letzten 2 Jahre verneint. In Kombination mit der Anmanese wurde die Diagnose eines ausgeprägten Trichobezoars gestellt.
Es erfolgte zunächst ein frustraner endoskopischer Sanierungsversuch, im Anschluss fand eine operative Entfernung mittels medianer Oberbauchlaparotomie statt, in der der Bezoar als ganzes im Sinne einer verhärteten großen Raumforderung geborgen werden konnte. Postoperativ ergab sich eine deutliche Symptombesserung der Patientin.
Diskussion
Bei unklaren Oberbauchbeschwerden mit Inappetenz und Übelkeit sowie bekannten psychiatrischen Grunderkrankungen sollte besonders bei bekannter Neigung zur Trichophagie an ein Trichobezoar als Ursache der Beschwerden gedacht werden.
Quellen
[1] Liedler, B., Scheuch, D. Akutes Abdomen – Eine haarige Überraschung. Paediatr. Paedolog. 54, 234–237 (2019). https://doi.org/10.1007/s00608-019-00710-2
[2] Gockel, ., Gaedertz, C., Hain, HJ. et al. Das Rapunzel-Syndrom. Chirurg 74, 753– 756 (2003). https://doi.org/10.1007/s00104-003-0680-0
[3] Ohnesorge S, Skari H, Zochowski K, Pekrun EM, Schistad O, Næss PA. Trichobezoar. Tidsskr Nor Laegeforen. 2020 Nov 23;140(17). English, Norwegian. doi: 10.4045/tidsskr.20.0472. PMID: 33231405.